Samstag, 4. Juni 2016

Rhododendron, Weißdorn und Stechginster - Das Tal der Glenlough Mountains


Dieser vergangene Mai war in Südirland ein schöner. Dennoch: Alles in der Natur ging ein wenig langsamer vor sich; der lange Winter ist an manchen Tagen noch in den Knochen zu spüren. Und wenn der Wind auflebt, stellen wir Abends noch die Heizung an. Gesegelt haben wir aber auch schon, und einen wunderschönen Fahrrad/Kunst-Ausflug auf Sherkin Island gemacht - und ehrlich gesagt fiel dieses Mal die Entscheidung schwer, was wir zum Thema des Posts machen sollten: Das Baltimore Wooden Boat Festival war von ungewöhnlich gutem Wetter und wenig Wind geprägt. Ein Post hätte allerdings wenig mehr als zahlreiche Fotos zum Inhalt gehabt, weil wir beide 10 Stunden lang einfach nur auf der Jolle unterwegs waren, um den Tag voll auszukosten. Der erste richtige Sommertag muss einfach ausgenutzt werden :-)
Ein anderes Thema wären die Abschlußaustellungen einiger unserer Freunde auf Sherkin Island gewesen. Wir hatten vor zwei Jahren in einem Post bereits festgestellt, wie groß das künstlerische Potential der Studenten des VisualArt-Studiums in Verbindung mit der Dublin School of Creative Arts ist, und auch dieses Mal waren wir fasziniert. Vielleicht bringen wir davon etwas mehr zu einer anderen Gelegenheit. Hier nur ein Foto von den Farben des Wochenendes - Grün und Blau in allen Schattierungen:
Das dritte große Thema wäre das Schull Film Festival gewesen, in das Sigi mit Begeisterung eingetaucht ist; leider parallel zum Baltimore Wooden Boat Festival, aber auch schon in den Tagen vorher werden internationale Filme gezeigt, auch einige von Regisseuren aus dem County Cork. Der Schwerpunkt des Festivals liegt auf Kurzfilmen, aber auch längere Spielfilme und Dokumentationen sowie Podiumsdiskussionen und Workshops sind wesentlicher Bestandteil.
Wir haben uns für ein anderes Thema entschieden. Und weil das, was es zeigt, jeden Tag zu besuchen und zu betrachten ist - natürlich nicht immer so prächtig wie auf den folgenden Bildern... Aber zur Nachahmung auch dem ungeübten Wanderer empfohlen.

Das Tal östlich der Glenlough Mountains beherbergt in den mittleren Lagen neben den obligatorischen Stechginster-Büschen jede Menge wilder Rhododendren und als weiße Farbtupfer zwischen Gelb und Lila einige Weißdornbäume.
Obwohl die Gegend sehr dünn besiedelt ist und oberhalb der heute bewohnten Häuser keine Anzeichen von Zivilisation zu erahnen sind, ist der Weg hinauf offensichtlich angelegt worden. Trotzdem sind wir überrascht, als nach einer Viertelstunde unvermittelt ein zusammengestürztes Cottage mit Nebengebäuden auftaucht. Die Flächen darum herum sehen aus wie kürzlich sorgfältig mit dem Rasenmäher gemäht... tatsächlich sind es aber Schafe, die das satte Gras kurz halten.
Ein idyllischer Ort, an dem wir aber nur für eine kurze Rast verweilen. Wir sind keine erfahrenen Wanderer, und ab hier erwarten uns nur noch Tierpfade und offene Landschaft mit wenigen unterscheidbaren Landmarken zur Orientierung; sollte sich das Wetter plötzlich verschlechtern, sind wir noch nicht in Gefahr. Aber unangenehm kann es schon werden, zumal wir nicht für schlechtes Wetter ausgerüstet sind. Aber der Wetterbericht hatte nur die üblichen "odd showers" vermeldet. Heißt: Erwartet wird es nicht, dass es regnen wird - aber man kann ja nie wissen. Nun - es regnete nicht.
Eine weitere kurze Pause machen wir an einer der typischen Feldgrenzen aus aufgetürmten Steinen. Nur noch ab und an sehen wir ein kümmerliches Rhododendron-Pflänzchen; hier wachsen fast nur noch Gräser und kleinblütige Pflänzchen wie diese Veilchen-Arten.
Links von uns macht sich das Rauschen eines Baches bemerkbar - wir können nicht mehr weit weg von unserem Ziel, dem Lough Derreenadorodia sein. Denn von diesem See, der hinter einer flachen Kuppe verborgen liegt, wird der Bach gespeist. Nach ein paar Hundert Metern durch hohe Gräser mit viel sehr nassem Moos sind wir angekommen.
Auf einem großen Felsen, der am Ufer liegt, breiten wir unsere verbliebenen Vorräte aus, essen und genießen das Schauspiel um uns herum: Die Sonne, die sich im See spiegelt, die entfernt rauschenden Wasserfälle. Ab und zu fliegt ein Vogel auf, Insekten und Schmetterlinge künden vom nahenden Sommer.
Zum Schluß der Wegweiser: Aus Glengarriff fahrt Ihr in Richtung Castletownbere, dann die erste Straße rechts (ein großes Wohngebäude mit auffälligen länglichen Fenstern steht an der Abbiegung, die nach scharf rechts erfolgt). Danach immer der Straße folgend, bis sie sich gabelt - links führt der offizielle Wanderweg den Ring of Kerry entlang, wir folgen der Sraße rechts. Parken kann man gut am Nordufer des Sees auf der Wiese (Vorsicht, wenn es zu nass war - aber das ist sowieso ein Zeichen für schlechte Wanderbedingungen oben im offenen Gelände). Zu Fuß die Straße weiter, am Café vorbei (wo man mit Tipps gerne aushilft), dann zu einem Gatter auf der rechten Seite, hinter dem ein Geröllweg zu einem weiteren Gatter führt. Hinter dem zweiten Gatter links halten, unter den Rhododendron-Büschen hindurch. Der Weg sieht zeitweise aus wie ein Bachbett, was er wohl auch ist. An einigen Stellen muß man ein wenig aufpassen und/oder höhere Absätze überwinden. Dann folgt eine Weile der oben erwähnte angelegte (breitere) Pfad, bis zur ehemaligen Siedlung, und - etwas schmaler - darüber hinaus, bis man sich in der offenen Landschaft oberhalb der Baumgrenze selbst einen Weg sucht.
Viel Freude beim Erkunden dieser herrlichen Gegend!