Sonntag, 5. Juli 2015

Gärten in West Cork

An diesem herrlichen Sommer-Wochenende waren wir auf der Baltimore-Halbinsel unterwegs, um einige "Secret Gardens" zu besuchen - siehe www.baltimoresecretgardens.com. Von dieser zum Teil einmaligen Gelegenheit, (auch) private Gärten zu besuchen, mussten wir als zukünftige Gartenbesitzer einfach Gebrauch machen, auch wenn so ein Blick (und so ein riesiges Grundstück) wie das der Ballylynch Farm unerschwinglich sind. Seitdem wir auf der Suche nach einer festen Bleibe sind, werfen wir einen besonderen Blick auf die Gartengestaltung. Die zu entdeckenden Stile wie auch die vorgegeben Möglichkeiten können kaum unterschiedlicher sein. Ein für alle interessanten Objekte gleichermaßen in Frage kommendes Konzept kann es gar nicht geben. Bevor wir also ernsthaft anfangen sollten, Pläne zu unserem eigenen Garten zu machen, lassen wir uns zunächst einfach inspirieren. Hier ein paar weitere Beispiele dessen, was wir in den vergangenen Jahren in West Cork vorgefunden haben:

Holzzäune dieser Art sind in West Cork überaus selten zu sehen, das raue Klima setzt ihnen zu. In diesem Fall wollte der Garteneigentümer seiner Sitzecke vermutlich etwas Privatsphäre verschaffen - was eine gut angelegte Hecke mit Sicherheit mindestens genau so gut leisten könnte. Wie auch immer: Dieses Projekt haben wir gar nicht erst angefangen zu überdenken - beim Besichtigungstermin des an und für sich ganz sympatischen Hauses fiel uns ein in der Nähe liegender Steinbruch auf. Der Makler wollte uns weismachen, dass dieser nicht aktiv betrieben würde - ein weiterer Besuch ohne ihn strafte ihn Lügen...

Dieses Haus ist eines derjenigen, dass wir mit unserem "Lieblingsmakler" angesehen haben - von außen! Es war nicht das einzige Mal, dass dieser Makler nicht dafür gesorgt hatte, dass wir Zugang bekommen konnten; meist wusste er nicht, wo der Schlüssel zu finden war...
Das Grundstück hatte uns nicht missfallen, und die Art der Gemüsebeete ebenso wenig - wenn wir uns auch fragten, warum auch hier keine Büsche Sicht- und Windschutz bieten; vermutlich wohnen nicht Besitzer, sondern Mieter im Haus. Warum wir nicht zugeschlagen haben? - Das Haus liegt zu dicht an der Hauptstraße, die dicht südlich der hinter dem Haus zu erkennenen Nadelbäume verläuft.

Dieser wunderschön angelegte Garten liegt für unseren Geschmack etwas zu weit im Hinterland. Die Bandbreite der Pflanzen, welche in West Cork gut gedeihen, wurde uns hier das erste Mal richtig gut vor Augen geführt.
Solch einen gepflasterten Vorgarten möchten wir nicht wirklich haben - aber auch hier wächst und gedeiht es, wie wir immer wieder feststellen können; das immer noch auf dem Markt befindliche Haus ist ganz in der Nähe.
Auf der Halbinsel Inish Beg befindet sich ein öffentlicher Garten mit einigen schönen Anregungen. Okay - die Entengrütze muss nicht sein, und das Pergola-Gitter könnte umrankt auch besser aussehen...   
Diese kleine Idylle ist auf den Umstand zurück zu führen, dass die Eigentümerin nebst den kultivierten auch die wild wachsenden Pflanzen hat wuchern lassen. Obwohl das ganze Grundstück einen ungepflegten Eindruck auf uns machte, waren wir von dem dadurch entstandenen Charme sehr angetan. Es stellt sich halt immer die Frage: Wollen wir der Natur die Chance geben, dem Gärtnern den Weg zu weisen?
Schiefer prägt in West Cork das vorherrschende geologische Profil und ist an vielen Orten deutlich sichtbar. Viele Hausbauer versuchen diesen Umstand zu verbergen und brechen den Schiefer mit schwerem Gerät weg. Der Besitzer dieses Hauses hat sich die Ausgabe dafür gespart und stattdessen die Felsen in seinen Garten integriert. 
An älteren Häusern sieht man oft, wie die Grundmauern direkt an oder auf den Fels gesetzt sind...
Ein schnell wachsender Baum ist etwas sehr begehrtes im Baum-armen Irland. Dieses kleine, von den jetztigen Besitzern vor etwa zehn Jahren selbst gepflanzte, Birken-Ensemble hatte uns auf Anhieb gefallen. Nachahmenswert, wie wir finden!
Dieser verwilderte Efeu-Stamm befindet sich an einer Ruine auf Castle Island. An der seit Jahren unbewohnten Insel fasziniert die Vorstellung, wie sich die Natur alles zurückholt, was einstmals Kulturland gewesen ist. Die Einfriedungen der alten Felder sind noch gerade zu erkennen, die Ruinen zeigen, wieviele Familien wieviele Nachkommen mit wieder eigenen Häusern dicht bei hatten; die Insel ist etwa so groß wie die Düne Helgolands - ansonsten allerdings nicht mit ihr zu vergleichen.
Ähnlich wie Julian selbst hat sein Garten einen sehr speziellen Charakter. Der Garten ist einfach gehalten; kaum Blumen, kein Gemüsebeet, keine Kieswege oder ähnliches. Alles "straight forward" - wie es einem Engländer eigentlich so gar nicht entspricht.
Der Ort "An Sanctoir" (zu deutsch "Die Zuflucht") ist ein besonderer. Anders als die meisten Grundstücke gehört dieses einer Stiftung. Eine Handvoll Leute erstand vor etwa 20 Jahren ein knapp einen Hektar großes Gebiet und widmete es zu einem vorwiegend für esotherische und kulturelle Zwecke dienenden Zentrum um. Dabei wurde das Grundstück zum größten Teil in seinem vorherigen Zustand belassen. Lediglich ein als achteckiges Meditations- und Tagungshaus (in dem Sigi Feldenkrais-Gruppenstunden anbietet) sowie ein kleines Kindergartengebäude wurden errichtet, ansonsten säumt ein gemähter oder sonstwie zugänglich gehaltener Rundweg das Grundstück, auf dem im Sommer ab und zu Veranstaltungen stattfinden. Einige Rasenflächen - wie jenes im Bild oben - werden für Besucher kurz gehalten, und Parties sind dort ohne Probleme auch mit größeren Gruppen möglich. 
Uns fasziniert vor allem die friedvolle Athmosphäre der Landschaft, die trotz gartenbaulicher Veränderungen so naturbelassen wirkt. 
Mit unserer Gartengruppe, der wir seit gut einem halben Jahr angehören, besuchen wir uns einmal im Monat einen besonderen Ort - mal öffentlich, mal privat. Dieses Mal besuchten wir den Garten einer befreundeten Deutschen, die seit 28 Jahren in Irland lebt. Neben einigen anderen faszinierenden Errungenschaften (wie zum Beispiel einem gut 15 Meter großen Eukalyptus-Baum) hat Christa in ihrem Garten diese (etwa 5 Meter hohe) Schiefer-Felswand, die tagsüber die Sonnenwärme speichert, um diese Nachts an das davor liegende Beet abzugeben - ein idealer Platz für Beeren jeder Art.
Einer der ersten öffentlichen Gärten, die wir beide besuchten, ist der von Glebe. Seine gegen die vorherrschenden westlichen Winde geschützte Lage bietet den Besitzern alle Vorteile des irischen Klimas. Neben schnellem Wachstum wird hier vor allem die verlängerte Saison immer wieder deutlich; die Rosen blühen hier des öfteren zwei Mal im Jahr, ob wir das auch irgendwann einmal hinkriegen?...
Der Polytunnel begegnet einem in West Cork in fast jedem Garten. Neben den besser zu steuernden Bewässerungsmöglichkeiten (man beachte das hängende Plastikrohr mit Erdbeerpflanzen!) bietet er vor allem Schutz gegen den größten Feind aller ungeschützten Gärten - den Wind. Und - wie bereits in unserem post über das Arbeiten im Community Garden berichtet - gegen die Schneckenplage. Auf unserer Terrasse kämpfen wir mit anderen Waffen... 
Hier ein Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten von Schiefer, nicht, dass wir vorhaben, unsere zukünftig eigene Terrasse dermassen zuzupflastern, aber das Foto beinhaltet ein paar schöne Ideen für den Hinterkopf...
Wer träumt nicht vom Leben unter Palmen?... Hhm... Wir! - Na klar, ein bißchen Exotik kann es schon 'mal sein. Und diese Palme hätte beinahe uns gehört (dazu vielleicht einmal in einem späteren post). Aber weder Palmen noch Rhododendren sind in Irland heimische Gewächse. Trotzdem sind sie überall anzutreffen. Was in etwa so schön ist, wie einen ebenfalls allgegenwärtigen Stechginsterbusch oder Montbretien (auch keine heimische Pflanze) sein Eigen zu nennen. Aber in den eigenen Garten muss keine dieser Pflanzen - sie kommen irgendwann von selbst. Oder nicht?