Sonntag, 3. März 2019

Es ward Licht!

Heute beschäftigt sich unser Post einmal mit einem anderen Thema.
Seit jeher faszinieren uns Leuchttürme; wer von uns kennt nicht die Postkartenschönheit vom Westerhever Sand oder die Geschichte vom ehemaligen Flakturm auf Helgoland. Den bunten Turm vom "Außerfriesischen" oder die Weihnachtsgeschichte von James Krüss, die auf einem imaginären Leuchtturm auf den Hummerklippen spielt. Spezialisten wissen um den Wittenbergener Leuchtturm, der wenige Jahre nach Errichtung einmal komplett um einige Meter landeinwärts verschoben werden musste, oder um das Leuchtfeuer Pagensand Süd, welches jetzt im Museumshafen Oevelgönne steht. Guckt Euch mal den kurzen Film zu Pagen Süd's Umzug an.
Irland-Fans (und regelmäßige Leser unseres Blogs) wissen die Frage zu beantworten, warum der Fastnet Rock ganz in unserer Nähe als "Träne Irlands" bezeichnet wird.
Einen Leuchtturm aus anderen Gründen zu Gesicht zu bekommen, schätzen wir als Segler: Neben der Sicherheit, die ein Leuchtfeuer dem Navigator verschafft, geht einem das Herz auf, wenn Nachts der Widerschein eines lange gesuchten Lichtblitzes über dem Horizont erscheint oder tagsüber ein Turm den Weg in den sicheren Hafen weist.
Vor kurzem hatten wir die Gelegenheit, einen der über 60 aktiven irischen Leuchttürme genauer zu betrachten. Der ehemalige Leuchtturmwärter Gerald Butler führte uns an die Stätte seiner Kindheit und langjähriger Berufstätigkeit, und hatte viel zu erzählen. Der Leuchtturm Galley Head ist im Jahr 1875 in Betrieb gegangen und bietet Gästen heute neben Führungen auch die Möglichkeit in den anliegenden Gebäuden zu übernachten.
Bevor wir Euch mit Informationen überfrachten, die Ihr aus oben stehendem Link oder dem Film-Tipp unten besser und eindrucksvoller bekommt, bieten wir Euch nur ein paar Kommentare unterhalb der Bilder.


Bis wir den Turm erreichen, fahren wir durch eine Farm, danach eine schlaglochübersäte Straße hinauf, passieren zwei verschlossene Schlagbäume und kommen schließlich unvermutet genau vor der Eingangstür zum Turm zum Stehen.
Einen Blick in die ehemaligen Wohngebäude für Wärter und Familie können wir nicht werfen, weil es gerade für Gäste vorbereitet wird; im unten angekündigten 4. Teil des Filmes bekommt man jedoch am Schluß einen kurzen Eindruck davon, wie komfortabel dort früher bereits gewohnt wurde.
Während Gerald uns die Geschichte des Turmes erzählt, stehen wir direkt vor den Fresnel-Linsen des Leuchtfeuers und blicken auf die See hinaus. Es fällt einem heute schwer, sich vorzustellen, mit wieviel Mühen und Not die Seefahrt vor der Errichtung des Leuchtturms verbunden war - sieht das Seegebiet vor der Südküste Irlands selbst bei dem heute unsichtigen Wetter nicht außergewöhnlich kompliziert aus...
Jeweils fünf Linsen (in zwei Reihen übereinander - falls eine Lichtquelle einmal ausfallen sollte) ergeben die Charakteristik des Leuchtfeuers: 5 weiße Blitze in kurzer Abfolge, alle 20 Sekunden wiederholt.
Die Kennung kommt zustande, weil sich der 3 Tonnen wiegende gesamte Korpus mitsamt Linsen und Lichtquelle in einem Becken dreht, das mit Quecksilber gefüllt ist; diese Technik gilt inzwischen als veraltet, weil moderne LED sie komplett ersetzen können; nur - wohin mit dem Quecksilber? Wir sind uns mit Gerald darüber einig, dass sich dieses brisante Element am besten dort befindet, wo es schon seit bald 150 Jahren sicher lagert.
Die Leuchtmittel jedoch könnt man heute gefahrlos ersetzen. Dennoch hat diese riesige "Glühbirne" eine besondere Ästhetik. Ebenso wie eigentlich alles an dieser faszinierenden technischen und kommunikativen Einrichtung.

Unbedingt empfehlen können wir Euch die Filmreihe GREAT LIGHTHOUSE OF IRELAND, in der Euch nicht nur unser Freund Gerald begegnet, sondern viele weitere Facetten dieses besonderen Teils Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Natürlich auch ausführlich unser Haus-Leuchtfeuer auf dem Fastnet Rock.

Episode 1: A Nation Surrounded 

Episode 2: Feats of Engineering 

Episode 3: Witnesses to History 

Episode 4: A Bright Future 

Als Passwort ist "Inproduction" einzugeben.
Ger in seinem Element
Ger hat ein Buch über seine Arbeit geschrieben, das wir nicht unerwähnt lassen wollen:
Gerald Butler with Patricia Ahern: The Lightkeeper, Dublin 2012, www.theliffeypress.com
 

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