Sonntag, 1. November 2020

Herbstfreuden

Zu Anfang ein Hinweis: Dieser Post wird der vorletzte sein, den wir veröffentlichen. Danach mailen wir regelmäßige Updates von unserem Leben in Irland - wie bisher, allerdings nur noch alle zwei Monate - jeden ersten Sonntag. Wer daran interessiert ist, uns weiter zu folgen, schreibe bitte eine Mail an jens.ireland@posteo.ie.

Was der Sommer oft nicht halten konnte, bescherte uns die erste Hälfte des Oktobers: Überwiegend beständiges Wetter. Zum Schluss wurde es etwas kühler, auch mal sehr nass und windig... aber es gab vorher einen richtigen Indian Summer; wobei auffallend war, wie grün immer noch die Bäume sind  und wieviele Blüten noch oder wieder (wie zum Beispiel Löwenzahn) zu sehen waren. Aber es ist ja eigentlich nichts Neues für den Südwesten Irlands, dass der Herbst spät anfangen und der Winter gar nicht erst eintreten kann. Mal sehen, wie es dieses Mal wird...

Voraus die "Jane Paul", das Falmouth Work Boat unseres Freundes Thomas

Segeln waren wir ein letztes Mal im September. Die Godenwind haben wir wegen Corona und der beiden Reisen (Jens' Überführung im Juli/August, unsere Shannon-Tour im September) gar nicht erst ins Wasser gebracht. Und die moonchild ist Mitte Oktober das erste Mal seit eineinhalb Jahren wieder aus dem Wasser gekommen.

Jetzt, da wir uns entschlossen haben, sie zu einem hoffentlich guten Preis zu verkaufen, haben wir die Gelegenheit beim Schopfe genommen und das Angebot eines guten Freundes angenommen und sein Angelboot gekauft - samt Außenborder, Trailer und seiner Muringboje in einer ganzjährig geschützten Ecke der Rossbrin Cove. So ist also zumindest ein stabiles Boot zum Angeln, Auf-Den-Strand-Irgendeiner-Der-Carbery-Hundred-Islands-Ziehen und auch sonst Spaß-Haben vorhanden. Natürlich bleibt uns auch noch die Godenwind zum Segeln...

Jack träumt von den Makrelen, die wir fangen werden...

Große Freude machen uns nach wie vor unsere beiden Katzen. Sie sind ordentlich gewachsen, und von Jule sagte der Tierarzt vor kurzem, sie sei eine "powerful cat". Sie jagt viel und erfolgreich, und am Futternapf sticht sie Jack meistens aus. Unser "Kleiner" hat andere Qualitäten: Er hält sich - im Unterschied zu Jule - aus Nachbarschafts-Kämpfen heraus und ist sehr anhänglich. Mit Jule dagegen sind wir innerhalb weniger Wochen zwei Mal beim Tierarzt gewesen... Nichts Schlimmes - aber doch immer mit ein wenig Sorge verbunden.

In Arbeitsteilung: Sigi, Jule, Jack

Sorgen ganz anderer Art müssen sich die Geschäftsleute in Ballydehob machen. Durch den erneuten Lockdown haben die zwei Pubs, die gerade erst wieder geöffnet hatten, bereits nach wenigen Wochen wieder schließen müssen. Die anderen Pubs haben gar nicht erst wieder geöffnet, und es bleibt ungewiss, ob sie es jemals wieder tun werden (können).
Der Bioladen hat die ganze Zeit über auf gehabt, aber die Küche war geschlossen - somit ist eine Einnahmequelle dort bis auf Weiteres weggefallen.
Etwas besser geht es dem Restaurant Budds, das sich hoher Beliebtheit erfreut. Trotzdem sind die normalen Besucherzahlen nur während während der Touristensaison erreicht worden. Jetzt herrscht wieder Besuchsverbot, und lediglich nach telefonischer Bestellung werden Gerichte zum Mitnehmen verkauft. Getränke bekommt man weiterhin im Vorbeigehen...
Die beiden Friseure im Ort (die wohl vor allem als Neuigkeiten-Börse fungieren) mussten auch wieder schließen - ob sie den neuen Lockdown überleben werden ist ungewiß.
Alle anderen Geschäfte (Juwelier, Mini-Kaufhaus, Galerie, Tourist-Office) sind weniger hart getroffen, weil sie ohnehin nur tageweise und/oder auf Anfrage geöffnet hatten.
Aber, was den Ort immer ausgemacht hat, kommt jetzt fast gänzlich zum Erliegen: Das öffentliche Leben findet eigentlich nur noch vor der Post und der Tankstelle statt, deren Öffnungszeiten sich das ganze Jahr über nicht geändert hatten. Doch gerade mit dem Beginn der Winterzeit wäre eine Belebung des Ortes nötig, um den Menschen in der Umgebung ein Gemeinschafts-Gefühl zu geben.
Wir können uns trotzdem beglückwünschen, dass wir dort leben, wo wir sind. Unser Grundstück ist groß, und wir haben einige schöne Aussichten in die Täler drumherum - was uns das Gefühl einer gewissen Erhabenheit verleiht. Und nur 20 Minuten weg haben wir Meerblick... wir "müssen" dafür nur über einen Fluss und ein paar Hügel hoch kraxeln.

Hier (Foto oben und unten) haben wir uns neben einer grandiosen neuen Aussicht ins Tal einen Sonnen-Zugewinn für die Hochbeete geschaffen. Unsere Nachbarin (südlich unterhalb der Weiden lebend) war nicht begeistert, als sie mitbekam, dass wir die für sie einen schönen Hintergrund bildenden Weiden kappten - wir konnten jedoch ins Feld führen, dass sie schnell wieder ausschlagen werden; und außerdem haben jetzt zwischen den Weiden eine Haselnuss, zwei Ilexe und ein paar Weißdorne bessere Chancen.

Ebenfalls zu etwas mehr Licht haben wir dem Gewächshaus verholfen - was es auf dem Foto so erstrahlen läßt, ist allerdings die Morgensonne.

So, das soll es für heute gewesen sein. Wir werden auch zum Ende des Jahres hin keine Langeweile haben; neben dem neuen Boot, das im Schuppen aufgehübscht wird, und unseren Garten, der nach wie vor Salat und Gemüse produziert, gibt es diverse Projekte, die wir uns für den Winter vorgenommen haben: Möbel Bauen, die Küche endlich mit den fertigen Schubladen ausstatten, die "terra incognita" auf dem Grundstück weiter erkunden, bestehende Pfade verbessern...

Für die Pausen zwischendurch haben wir uns schon einmal eine Bank ungefähr in die Mitte des Grundstücks gebaut (siehe Foto unten).






P.S. Wir haben endlich einen Anbieter gefunden, der uns mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt.

P.P.S. Die rebellische Seite unserer Subkultur hat sich zu Halloween mal wieder zu erkennen gegeben!

©Jason X. Lee