Sonntag, 3. Juli 2016

Luka Bloom 

            in Ballydehob

Ab und zu kommt er einfach mal zu uns herunter gefahren... sagt er. Nein, die Rede ist nicht von irgendeinem höherem Wesen - es ist lediglich Luka Bloom, mit bürgerlichem Namen Kevin Barry Moore. Der Nachname kommt Euch bekannt vor? - Nicht von ungefähr. Sein Bruder ist der in Irland verehrte Christy Moore. Und so gab es am Abend des 17. Juni neben einem wundervollen Potpourri Luka's Lieder auch ein wenig Nachhilfe in Sachen Bruderliebe, irischer Humor und politisches Statement, was uns alle begeisterte. "Uns alle" waren die etwa 60 bis 70 Menschen, die in das Oktagon des Kulturzentrums An Sanctoir bequem hinein passen.
Es dauert ungefähr eine Stunde, bevor das Konzert tatsächlich beginnt. Enspannte Menschen sitzen draußen auf dem weitläufigen Rasen des Grundstückes oder drinnen auf bequemer Kissenlandschaft. Andere laben sich an Fingerfood oder selbstgebackenem Kuchen, der im Eingangsbereich verkauft wird. Nach der Eintrittskarte fragt keiner. Ein Fotograf fragt Jens, wo denn der Künstler zu finden sei. Jens antwortet: "That man in the white shirt sitting next to the entrance door." Der Journalist schüttelt den Kopf und meint, Christy Moore sähe doch ganz anders aus... Jens ist für einen Moment perplex, doch dann fällt ihm ein: "Well, then listen to the voice of that man sitting there. It's not Christy, but it's his brother - very similar isn't it." Der Fotograf versteht nicht, wendet sich dem nächsten zu, um die gleichen Fragen erneut zu stellen. Irgendwann wird er wohl jemandem Glauben schenken; auf jeden Fall wird er später seine ersehnten Fotos schießen und ein kurzes Gespräch mit Luka halten... Letzterer läßt sich jetzt ebenfalls auf einer Bank in der Sonne nieder, um mit einem der Besucher einen Schnack zu halten. Und das soll der Star de Abends sein?...
Verstaubte Stühle werden aus dem Schuppen heran transportiert, um den zahlreicher werdenden Gästen Platz zu bieten, draußen machen sich die ersten Stechmücken bemerkbarer - der perfekte Moment, um das Konzert zu beginnen. Wie es sich für ein echtes Konzert gehört (und wie Luka Bloom es auch in der Hamburger "Fabrik" macht), tritt eine mit ihm befreundete Künstlerin auf - dieses Mal die Liedermacherin Alyanya aus Ballydehob. Wir haben kein Foto oder eigenen Film zu bieten, aber dieses YouTube-Video https://youtu.be/OxjxVtUEKbM bietet ein schönes Beispiel ihrer wundervollen Musik.
Nachdem Alyany ihre sechs Songs beendet hat und den verdienten Beifall erhält, beginnt das Publikum wieder zu schnattern oder aus dem Raum heraus zu laufen. Es wird gegessen und getrunken, die Dämmerung taucht den Raum in ein mildes Licht. Luka hat es sich mit der Gitarre auf einem Stuhl bequem gemacht und klimpert ein wenig vor sich hin.
Dann geht das Geklimper in einer Melodie auf. Ganz allmählich wird das Publikum ruhiger, Luka steht auf, summt die Melodie und begrüßt uns mit einem fröhlichen "Hello"! - Entschuldigt bitte die Bildqualität - aber die Musik entschädigt hoffentlich https://youtu.be/0jqy1osoLXc
Im Verlauf des gut zweistündigen Konzerts greift Luka immer wieder biografische Begleiterscheinungen seines künstlerischen Schaffens auf. Die Schilderung der Telefongespräche mit seinem berühmten Bruder, der ihn bittet, eines seiner Lieder zunächst nachspielen zu dürfen, um dieses danach (nach weiteren Telefonaten) mehr und mehr bis zur Unkenntlichkeit und sogar Umbenennung zu ändern, ruft Lachsalven hervor; der Hintergrund zu seinem Song "Fertile Rock" über den Erhalt des Nationalpark Burren als einen heiligen Ort, der nicht dem Tourismus und seinen Bequemlichkeiten zum Opfer fallen soll; oder die Geschichte hinter "Isabelle", einem imaginären Mädchen aus dem Flandern des aufkommenden 1. Weltkrieges.
Als ein kleiner Junge den Raum verlassen will, spricht ihn Luka an: "Hey Fionn - jetzt nicht weglaufen, dieses Lied ist für Dich! Vorhin hast Du mich angesprochen, dass Du die Musik von meinem Bruder magst. Und jetzt spiele ich ein Lied, von dem Du bestimmt glaubst, dass es von ihm ist - weil er es immer spielt. Dabei ist es von mir. Also, halt Deine Blase an und hör zu!"

The City of Chicago

In the city of Chicago,
As the evening shadows fall,
There are people dreaming,
Of the hills of Donegal.

Eighteen-forty seven,
Was the year it all began,
Deadly pains of hunger,
Drove the people from the land.
They journeyed not for glory,
Their motive wasn't greed,
A voyage of survival,
Across the stormy sea.

To the city of Chicago,
As the evening shadows fall,
There are people dreaming,
Of the hills of Donegal.

Some of them knew fortune,
And some of them knew fame,
More of them knew hardship,
Died upon the plane.
They spread throughout the nation,
They rode the railroad cars,
Brought their songs and music, 
To ease their lonely hearts.

Ein weiterer Song handelt in sehr humoriger Art von Luka's Versuchen auf dem Surfbrett. Dazu passend Jens' erste Versuche auf eben solchem - letzte Woche https://www.dropbox.com/s/9tm3k5bbuxou16t/DSCN7163.MOV?dl=0
Übrigens: Luka spielte ohne Bezahlung; alle Einnahmen gingen an den Two Rivers Kindergarten!

Warum wir nicht über den Brexit schreiben? - Nun, irgendwie ist das Thema noch gar nicht richtig in Irland angekommen. OBWOHL: Man hört von vielen Briten, die sich um den Erwerb eines irischen Passes bewerben, Nordirland spaltet sich auf in England-Treue und Europa-Affine, das fallende Pfund wird Briten vom Kauf der Immobilien in unserer Gegend abhalten... aber das ist Politik. Damit möchten wir Euch und uns nicht den Sonntag verderben.