Sonntag, 1. Dezember 2019

November


... nicht gerade unsere Lieblingsjahreszeit, obwohl auch hierzulande alles daran gesetzt wird, mit dem Vorziehen der Vor-Weihnachtszeit ein bißchen Sonne in die Herzen oder Süßigkeiten in die Mägen zu zaubern... oder was auch immer sonst.
Unser November war von Wechsel geprägt. Natürlich zu allererst das Wetter hatte alles zu bieten zwischen nass, windstill, warm, neblig, frostig, stürmisch und herrlich blauem Himmel. Dem entsprechend abwechslungsreich gestalteten sich unsere Tätigkeiten. Ganze Tage haben wir langmütig und entspannt im Haus verbracht; obwohl auch dort überall Arbeit auf uns wartet, haben wir die Tage eher zum Lesen, Schreiben, Filmegucken oder auch mit Gästen verbracht. Mitunter verwandelte sich das Wohnzimmer in ein Feldenkrais-Lager, dann wieder nähte Jens dort die neue Persenning für die Jolle.
Zwischendrin sind selbstverständlich überall die Katzen dabei, denen wir mittlerweile den Zutritt ins Haus nur noch zum Fressen und zu gelegentlichen Kuschelstunden gestatten; zu oft nutzen sie die Tatsache aus, dass unsere Küche zu allen angrenzenden Räumen offen ist. Mit der neuen Politik dämmen wir die Besuche der Katzen auf den verlockenden Arbeitsflächen etwas ein.
"Mich trifft keine Schuld! Und überhaupt: Die Pfote in Deinem Kaffee ist eh 'n bißchen größer als meine." "Wie kannst Du das denn von dort unten gesehen haben?" "Äh... ?"
Apropos Küche: Unsere Dunstabzugshaube ist da!! ...aber wir benutzen sie noch nicht😕. Die ganze Geschichte? - Seitdem unser Herd seit einiger Zeit an den (noch verplombten) Gastank am Schuppen angeschlossen ist, waren wir auf der Suche nach einer Werkstatt, die eine Abzugshaube bauen kann. Bauen deswegen, weil aufgrund der architektonischen Merkmale unserer Küche eine symmetrische Haube bzw. ein symmetrisch aufgesetztes Abzugsrohr nicht passt. Im September fanden wir eine Firma, die uns über die in Irland üblichen vielen Wochen eine Haube baute, die Jens kürzlich in Cork abgeholt hat. Wir haben sie gleich an die Decke gehängt. Erst dann ist uns aufgefallen, dass ein ganz entscheidendes Stück fehlte, nämlich ein mechanischer Verschluß des Rohres - für die Tage, an denen der Wind laute Geräusche im Abzug erzeugt. Zwar haben wir letzte Woche zwei verschiedene Verschlußstücke nachgeliefert bekommen, aber das eine ist zu groß, und das andere öffnet nur mithilfe eines kräftigeren Luftzuges, den nur ein Gebläse oberhalb der Haube zustande bringen kann. Auf ein Gebläse möchten wir allerdings - wenn möglich - verzichten. Sollte das ganze System, entgegen unserer Erwartungen, nicht ohne Gebläse funktionieren, ist für das Nachrüsten vorgesorgt.

Nun könnten wir die Haube auch ohne das fehlende Stück vorläufig benutzen, aber - wie oben erwähnt - die Gasleitung ist noch verplombt. Jetzt warten wir auf den Installateur und nutzen den Herd bis dahin als Ablagefläche für die Dinge, die irgendwann einmal in Regalen und Schubladen untergebracht werden. Schubladen, die wir (eigentlich) bei Schlechtwetter selber bauen wollen.

Oft war das Wetter dann aber doch so gut, dass wir den jetzt deutlich kürzeren Tag draußen verbracht haben. Manchmal fing das mit einem Morgenspaziergang an. Besonders an den klaren, kalten ersten Novembertagen war das der Fall. Die Katzen scheinen es genauso zu lieben - jedenfalls folgen sie uns über das ganze Grundstück und sogar weit über die Grenzen hinaus. Oft miauen sie dabei - halb im Protest und halb sich gegenseitig rufend. Wenn dann aber der Nachbarhund anschlägt, werden sie ganz still und folgen uns im Schleichgang.

Jack und Jule halten Ausschau
Rückkehr vom Morgenspaziergang
Sigi widmet sich nach dem Frühstück den zu pflanzenden Setzlingen oder Topfpflanzen, die nicht schon wieder den Winter ohne freie Wurzelentfaltung verbringen sollen. Die Pflanzzeit in Irland erstreckt sich von September bis März. - Solange kein Frost dazwischen kommt. Gerüchteweise sollen wir allerdings einen ziemlich strengen Winter bekommen. Schnee wurde sogar für die kommende Woche prognostiziert - lassen wir uns überraschen!
Jens bereitet weiterhin die Fläche für das Gewächshaus vor. Eine ziemlich matschige Angelegenheit! Trockenere und kühlere Witterung könnte zunächst hilfreich sein. Wenn es aber zum Betonschütten kommen soll, wünschen wir uns dann lieber doch eher typisch irisches Wetter. Sollte frisch gegossener Beton doch ganz gerne ab und zu gewässert werden, damit er nicht reißt.
Drainage, Drainage, Drainage...
Mount Gabriel, bei westlichen Winden Wettermaschine
Wir haben uns wieder durch die Büsche geschlagen - dieses Mal so richtig vehement. Neben zwei fertigen und einem angefangenen neuen Weg (dazu später einmal mehr) hat Jens westlich des Efeu-Pfades eine Fläche von 200 Quadratmetern bis auf ein paar Birken komplett gerodet. Jetzt haben wir bald eine kleine Wiese an unserem Bach (der zur Zeit besonders munter plätschert).
Und irgendwann einmal soll dort eine kleine Hütte stehen; aber das ist Zukunftsmusik.

Das neue Freistück
Konkret arbeiten wir weiterhin eher in der Nähe des Hauses. Nebem dem für das Frühjahr geplanten Gewächshaus gibt es auch die Absicht, eine Mauer..., quatsch - ein zweites, größeres Gewächshaus zu bauen... Die Vorbereitungen dazu laufen nebenbei mit. Wir werden demnächst einen Klein-Bagger bestellen, der uns die Weidenwurzeln aus dem Boden holt und die vorgesehene Fläche planiert.
Eine ältere Aufnahme der Fläche für das größere Gewächshaus zeigt die vielen Weiden
Unser soziales Leben beschränkt sich nicht auf unsere eigenen Gäste. Wir treffen Freunde in den Cafés oder Kneipen, gehen ins Kino (sehr zu empfehlen: Joker), zum Tanzen und zum jährlichen Weihnachtsmarkt in der Ballydehob Community Hall.
Jens hat vor kurzem ein Billard-Turnier in Erinnerung an unseren vor zwei Jahren verstorbenen Freund Richard veranstaltet. Eine Woche lang trafen sich die Freunde der vergangenen 4 Jahre Montagabend-Billard zu einem unterhaltsamen Stelldichein.
Billard-Turnier
Die moonchild liegt noch dort, wo wir sie vor zwei Monaten an eine Boje gelegt haben. Das Deck ist zwar ein bißchen scheckig, weil wir es seit Monaten nicht geschrubbt haben, aber in diesem Winter liegt garantiert kein Laub darauf und macht es noch schlimmer. Und auch unter Deck ist das Raumklima angenehmer als zu den Zeiten, als das Boot an Land aufgebockt war. Die ärgerliche Haupt-Ursache für Muff und Spak ist Kondenswasser, das besonders im Wechsel zwischen kalten und warmen Temperaturen außerhalb des Rumpfes entsteht. Weil der Atlantik aber nur sehr langsam bis überhaupt nicht die Temperatur wechselt, entsteht bei Innentemperaturen von wenigen Graden Differenz auch kaum Kondenswasser. Und über der Wasserlinie ist die moonchild innen gut gedämmt.
Die Segel lassen wir angeschlagen, und nichts deutet darauf hin, dass das Boot hier nicht geschützt vor allen weiteren Winterstürmen liegt. Da es sowieso nur bei Hochwasser aufschwimmt, ist auch der Stress auf die Muringleine nicht besonders hoch. Und Wellen sind in diesem flachen, durch Flussbettwindungen und Inseln gesicherten Gewässer schon gar nicht zu erwarten. Besonders der schnell aufkommende Seegang vor der Bucht von Rossbrin hatte die Muring mitsamt ihrem Gewicht zu einer echten Zerreißprobe werden lassen. Vielleicht also lassen wir die moonchild jetzt ganzjährig in der Ballydehob Bay liegen...
moonchild vor der 12 Arch Bridge