Sonntag, 3. Januar 2016

Winter?


Frohes neues Jahr, Euch Allen!
Wir müssen mal über's Wetter sprechen. - Ihr werdet es gemerkt haben: Es ist zu warm zum Schlittschuhlaufen. Bald heißt es nicht mehr: Die Schlacht mit Beteiligung von Wellington, sondern 'Die Schlacht um Wellington Boots'. Angesichts der Überschwemmungen in Nord-England klingt der Song "Dreaming of a White Christmas" nur noch jämmerlich - egal von wem auch immer interpretiert. Auf facebook kursieren Witze über Rasenmähen und Grillen. Oder sind das gar keine Witze? - Die irischen Medien berichten wenig über Deutschland; östlich von England befindet sich Europa...
Andersherum funktioniert's genau so. Was viele von Euch wahrscheinlich nicht mitbekommen haben werden, schon weil die deutschen Medien Irland nur selten 'auf dem Schirm haben': Auch für irische Verhältnisse ist dieses Wetter nicht mehr normal - tatsächlich vielmehr außergewöhnlich. Die für uns sichtbaren Anzeichen: Um unser Haus herum wachsen in diesem Jahr vermehrt Wasserliebende Pflanzen. An einigen Stellen rutscht die Grassode unter den Füßen weg - kein Halt mehr. Der Frosch war kein seltener Gast.
Mit den Nachbarn haben wir uns schon über mögliche Teichprojekte ausgetauscht. Links von unserer Einfahrt?...
 Oder direkt an ihrer Terrasse?
Starke Stürme drücken das Wasser aus unserem "Teich"  entgegen seiner natürlichen Fließrichtung; läßt der Sturm nach, dann ergießen sich wahre Sturzbäche in unseren Auffahrts-Bereich. Die Kiesel aus der Auffahrt schwemmen auf die mit immer mehr Moos bewachsene Straße. Und aus unseren Fenstern können wir dieses Jahr so viel wie sonst nie Wasser in der Bucht sehen. Unser Nachbar Julian ist es gewohnt, bei Springtiden zu Hochwasser nicht trockenen Fußes vom oder zum Haus zu kommen.
Inzwischen wird aber auch er von Hochwassern überrascht, die gar nicht eingeplant sind. Er stellt sein Auto eben oberhalb der Flutkante ab...
Andere sehen das nicht so locker; die irischen Zeitungen sind um Schlagzeilen wie "Floody Hell" oder "There will be Floods" (man bemerke den Plural!) nicht verlegen. Versicherungen weigern sich seit Jahren, Häuser in bedrohten Straßen von zum Beispiel Bandon zu versichern. Schlimmer hat es in den letzten Wochen Grafschaften nördlich von uns getroffen. Seit Wochen sind große Gebiete um den Fluss Shannon überflutet; am Flughafen Shannon ist in diesem Dezember mit 220 Millimetern doppelt so viel Regen gefallen wie im bisherigen Rekordjahr 2013. An einigen Stationen sind alleine in den letzten 7 Tagen 400% der durchschnittlichen Jahres-Regenmenge gemessen worden (Stand 29.Dezember). Unsere Besuche in Skibbereen stimmen wir seit kurzem auf den Tidenkalender ab!
Etwas überraschend - und im vorletzten Absatz bereits angedeutet - liegt der Fokus des öffentlichen Interesses auf dem Wasser von oben. Niemand hat so recht die immer häufigeren höheren Fluten im Auge. Uns würde interessieren, wie es zur Zeit an der Elbe aussieht; aus unseren Blankeneser und Rissener Jahren ist uns in Erinnerung, dass die extremen Hochwasser und vor allem der Tidenhub in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen sind. Hält dieser Trend an?
Stürme sind im Winter nichts ungewöhnliches - wir Norddeutschen wissen damit umzugehen; aber 7 (!) Stürme in wenigen Wochen sind schon eine Hausnummer. Die damit einher gehenden Hochwasser werden die Bewohner der tiefer liegenden Ortschaften Irlands in den kommenden Jahren vermutlich einkalkulieren müssen. Unser Miets-Haus liegt auf etwa 10 Meter oberhalb des Meeresspiegels. Andere, vor allem in den wilden Jahren des "Celtic Tigers" gebaute Häuser, liegen niedriger. Vermutlich werden die meisten Besitzer dieser (Ferien-)Häuser es finanziell verschmerzen können... Aber so ganz wohl ist einem bei dem Gedanken an zukünftige neue Küstenlinien nicht zumute. Nichts desto trotz sehen wir keinen Grund zur Beunruhigung; wir werden uns einfach daran gewöhnen müssen, dass ein Winter wie dieser an der Tagesordnung sein kann.
In diesem Sinne einmal mehr: Ein  gutes Jahr 2016 uns Allen!
Meersalz auf unseren Fenstern am 30. Dezember

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