Straßen
Wie Ihr wißt, wird in Irland auf der linken Seite gefahren; ab und zu erinnert auch uns ein etwas deplaziertes Schild an irgendeiner Stelle einer Hauptstraße daran. Wir fragen uns manchmal, wer diesen Umstand zwischendurch vergessen haben mag... Andererseits gibt es jede Menge Straßen in Irland, auf denen man genau genommen weder links noch rechts fahren kann - vielleicht deshalb die merkwürdigen Erinnerungsschilder...
Nein, das ist nicht gemeint! - Aber folgendes:
Lustig ist auch dieses Überholverbot.
- Nun ja, das Schild macht Sinn, wenn man bedenkt, dass man auf dieser Überlandstraße schließlich generell mit Tempo 80 seine Stoßdämpfer ruinieren darf. Allerdings kann es auch sein, dass hinter dem Baum (wegen der von links einbiegenden Straße) ein weiteres 80-Schild und dann hinter der nächsten Kurve ein Vorfahrt-Gewähren-Schild kommt... man kann nie wissen.
Man muss ein wenig 'Altertums'forschung betreiben, um zu begreifen, auf welcher (bestechenden?) Logik das irische Straßenverkehrssystem basiert. Auf der oben zu sehenden untergeordneten Landstraße war
bis vor etwa zwanzig Jahren wahrscheinlich nur selten ein Auto
unterwegs...
Diese Straße im bergigen Kerry war mit Sicherheit immer eine viel benutzte - besonders breit ist sie jedoch bis heute nicht. |
Ein inzwischen seltener Anblick! |
Ein Straßensystem im Sinne verwöhnter Festlandeuropäer gab es auf er dünn besiedelten irischen Insel im Grunde genommen nicht. Was es gab waren Verbindungen zwischen den Ortschaften und überdies jede Menge Feldwege. Erst im Zuge der Motorisierung und vor allem der Zersiedelung entstand die Notwendigkeit, die Verbindungen zwischen den Ortschaften auszubauen und die Feldwege zu asphaltieren. In der Grafschaft Cork sieht man an vielen Stellen, dass der allgegenwärtige Schiefer in seiner typischen Plattenstruktur den Wegeverlauf meist vorgegeben hat. Nur selten musste der Schiefer für solch einen Verlauf aufgebrochen werden - im Grunde haben nur die Kurvenvorgaben von Eisenbahnstrecken solche Arbeiten verlangt; Beispiele hierfür finden sich in West Cork einige - eine Eisenbahn westlich von Cork City leider nicht mehr. Über dieses Thema vielleicht einmal an anderer Stelle...
Dort wo Ortschaften weiter auseinander lagen und die geografischen wie Eigentumsrechtlichen Vorraussetzungen gegeben waren, wurden (zum Teil übertrieben) breite Überlandstraßen der Kategorie 1 (Tempo 100) oder 2 (überwiegend Tempo 80) ausgebaut. Auf dem Streckenverlauf der aufgegebenen Eisenbahntrassen waren die Gegebenheiten für schnellere Passagen natürlich optimal. Alle übrigen Wege wurden asphaltiert und außerhalb von Ortschaften zu regionalen Landstraßen (generell Tempo 80).
Diese Straße windet sich um die Felsen des Ring of Beara - und darf generell mit Tempo 80 befahren werden. |
Diese offensichtlich einst zu einem Privatgrundstück gehörene Durchfahrt ist inzwischen Teil einer öffentlichen Landstraße |
Der Ire weiß um diese möglichen Gefahrenstellen (deswegen ist es generell eher eine Freude im Touristen-armen Winter zu fahren); es gibt Iren, die kennen fasst jede Straße in ihrem Land.
Allerdings kommt es trotz des insgesamt durchdachten und zumindest generell logischen Systems immer wieder zu Merkwürdigkeiten oder Ungereimtheiten, wie zum Beispiel dem oben gezeigten Überholverbot auf einer ohnehin nur einspurigen Fahrbahn.
Es kommt zum Beispiel auch vor, dass auf einer Kategorie-1-Landstraße dreißig Meter vor einem 100-Schild die Aufschrift "SLOW" auf der Straße zu lesen ist - was auch immer das für den geneigten Benutzer der Straße bedeuten mag. An unten zu sehendem Ort wiederum können wir uns etwas anderes als Langsam-Fahren kaum vorstellen:
Der zweite Tipp: Nicht alles so genau nehmen! - Lieber die Szenerie in sich aufnehmen, langsam verarbeiten und (die richtigen) Schlüsse ziehen; nicht vergessen: Der Ire neigt zum Fatalismus.
Wenn überdies die Vegetation das tut, was sie nun einmal ab dem Frühjahr, und insbesondere in Irland zu tun pflegt, nämlich fleißig gedeihen - dann wird es kritisch. Spätestens zu den Sommerferien ist alles zugewachsen - nur selten wird der Straßenrand rigoros von großen Sensen bearbeitet (wobei ab und an eine alte gestapelte Steinmauer in sich zusammen und auf die Straße fällt). Private Initiative ist gefragt - und eben die Vorsicht und Geduld der Autofahrer.
Erkennt Ihr den Graben? |
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